Einführung des G7 – Retter und Heilsbringer für zukünftige Generationen?

Eine Satire

Ferien sind nutzlos, die teilweise bis in den späten Nachmittag andauernden Schulstunden zu kurz, und auf das Vorbereiten für Klausuren, Tests oder tägliche Ausfragen haben die Schüler immer noch ausreichend Zeit. Somit stellt man sich doch die Frage, ob das gymnasiale System, welches aktuell je nach Bundesland in acht oder neun Schuljahre gegliedert ist, nicht baldmöglichst zu Gunsten der Jugendlichen einheitlich in sieben Jahre Gymnasialzeit, und somit eine noch effektivere Schulzeit reduziert werden sollte.

Speziell in den vergangenen Jahren kristallisierte sich immer wieder die Frage heraus, wie das Schulsystem weiter optimiert werden kann. Als im frühen 19. Jahrhundert die Regel von einem Abitur in Preußen, das 12 Schuljahre umfasste, eingeführt wurde, konnte man nicht ahnen, dass sich diese Regelungen während der Industrialisierung, der NS-Zeit und der Teilung Deutschlands in Osten und Westen in ganz Deutschland noch unzählige Male ändern würden.

Während aktuell aus Sicht der G8-Schüler ihre „Mitstreiter“ aus dem G9 am Nachmittag ihren Hobbies nachgehen oder sich mit Freunden treffen, können sie über ihre geringere Freizeit nur noch schmunzeln. Nach einer Studie unter der Leitung von Tübinger Bildungsforschern leiden G8 Schüler und besonders Schülerinnen sehr stark unter einem hohen Stressniveau, was sich sicherlich ausgesprochen förderlich auf ihren gesundheitlichen Zustand auswirkt, und als positiver Stress beschrieben werden kann. Es spricht eindeutig dafür, dass in puncto Lernanforderungen kein Bedarf an Veränderungen besteht und der Leistungsdruck noch nicht ausgereizt ist.

Wichtig zu betonen ist, dass das G8 aus ökonomischen Gründen eingeführt wurde. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schüler sollte erhöht werden, um früher in den Arbeitsmarkt eintreten zu können und fehlende Positionen wieder rechtzeitig aufzufüllen. In der Realität hat die Einführung des G8 folgende „Verbesserung“ bewirkt:  In beiden Schulformen werden die gleichen Voraussetzungen vermittelt, um in die Arbeitswelt starten zu können. Doch lassen Abiturabsolventen des G8 sich erst etwas Zeit, bevor sie sich für ein (Hochschul)studium entscheiden und beginnen somit meist zeitgleich mit den Absolventen des G9 ihr Studium. Der Zeitvorsprung wird nicht wirklich im Sinne der Wirtschaft umgesetzt und hereingearbeitete Zeit sinnlos verschwendet.  

Unverständlicherweise wurden Stimmen einiger Eltern laut und forderten, man solle der ganzen „Turbo-Abiturlernerei“ und dem „Bulimielernstress“ ein Ende setzen, sodass der bayerische Kultusminister Piazolo – der im Übrigen erst der 4. Minister in Reihenfolge ist – der sich mit dieser Thematik auseinandersetzte, nur noch einen letzten Baustein zur Rückkehr zum G9 hinzufügte, sodass seit dem Schuljahr 2018 die Schüler wieder in schulischer Langeweile geknebelt werden und mindestens ein Jahr Lebenszeit vergeuden.  

Während in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen weiterhin das G8 besteht, arbeiten Bremen, Hamburg und Niedersachsen bereits mit dem G9. In Rheinland-Pfalz kann man nach insgesamt 12,5 Schuljahren sein Abitur machen. In Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg dagegen können die Schüler nach 12 oder 13 Jahren Abitur machen, sowie in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Saarland, wo das Abitur nach insgesamt 12 oder in anderen Schulformen 13 Jahren abgelegt werden kann. Dies nennt man das sogenannte Parallelsystem, darunter versteht man eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9, um besser auf die Bedürfnisse von Schüler/innen und deren Eltern eingehen zu können. Das macht wirklich Sinn!

Aufgrund der bundesweit unterschiedlichen Schulsysteme wäre es, wie die Vergangenheit deutlich gezeigt hat, einfach und schnell umsetzbar, eine bundesweit einheitliche Regelung zu finden.

Deshalb wäre es sinnvoll für eine deutschlandweite Verkürzung der Gymnasialzeit auf sieben Jahre zu plädieren (G7), um Meinungsverschiedenheiten zwischen den G8- und G9-Kritikern und Befürwortern mit einem ganz neuen Lösungsansatz beheben zu können. Die Schülerschaft wird es ihnen danken!

https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/268195/vom-g8-zum-g9-und-zurueck/

https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/268281/wir-duerfen-g8-nicht-aufgeben/

https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/271938/g8-hat-klare-nachteile/

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/g9saarland-101.html

https://kultusministerium.hessen.de/Schulsystem/Schulformen-und-Bildungsgaenge/Gymnasium/G8-und-G9

https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-abitur-g9-kommentar-1.4953554

https://schulranzen-testberichte.de/was-bedeutet-g8-und-g9/

https://www.swr.de/wissen/g8-g9-verkuerztes-abitur-100.html

Der böse Wolf und die Rentner: ein Kommentar von Katharina Obermeier

Folgenreiche Forderung: Die Rente mit 70

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, fordert die Rente mit 70. Die Thematik ist komplex, Wolfs Idee ein zweischneidiges Schwert. Am Ende trifft es die Alten. Und die Ampel stellt sich quer.

Die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre wurde erneut von Ökonomen und Wirtschaftsexperten gefordert. Darunter auch Stefan Wolf, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. „Stufenweise werden wir auf das Renteneintrittsalter von 70 Jahren hochgehen müssen – auch weil das Lebensalter immer weiter steigt.“ Mit diesem Befund ergriff er beim Interview mit der Funke Mediengruppe Partei dafür. Im Wirtschaftsbereich wird ihm Rückhalt geboten, doch aus der Politik kommt Gegenwind. Dietmar Bartsch von der Partei Die Linke betitelt das Vorhaben mit ,,unsozialer Bullshit“ und auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will „das gesetzliche Renteneintrittsalter nicht erhöhen.“ Daran würde sich nichts ändern. Auf Zuspruch aus der Politik kann Wolf derzeit also nicht hoffen.

Einerseits macht es Sinn, wenn die Menschen künftig fünf Jahre länger arbeiten, denn wegen der demographischen Entwicklung fällt irgendwann alles auf die junge Generation zurück. Andererseits würde man mit der Umsetzung der Rente ab 70 aus diversen Gründen höchst unsozial handeln.

Eine schrittweise Erhöhung des Renteneitrittsalters von 65 auf 67 Jahre macht schon Sinn, allein wegen der Überalterung unserer Gesellschaft oder dem Fachkräftemangel. Schließlich soll nicht alles an der jungen Bevölkerung hängenbleiben. Die Tatsache, dass in Staaten wie Estland, Dänemark, Italien oder den Niederlanden die Menschen künftig mit etwa 70 Jahren erst in Rente gehen können, heißt nicht, dass Deutschland ihrem Beispiel folgen muss. Die sozialen Ungerechtigkeiten und Belastungen, die mit der Verlängerung der Lebensarbeitszeit einhergehen, sind einfach zu relevant für die Gesellschaft, um sie zu ignorieren. Doch genau das tun Ökonomen wie Stefan Wolf, indem sie diese in Kauf nehmen. Ihr Verhalten ist höchst unsozial und respektlos. Denkt man an das Märchen, so wäre Wolf der böse Wolf und die RentnerInnen die sieben Geißlein, nämlich betrogen und hinters Licht geführt.

Er hat nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, dass dadurch die Rentenkasse entlastet werden würde. Mit der steigenden Lebenserwartung wird nämlich zusätzlich die Sozialkasse stark belastet. Denn würde man weiterhin mit 65 in Rente gehen, so würde man länger Rente beziehen und das bedeutet wiederum enorme Kosten für Staat und Arbeitnehmer. Statt unsinnige Überlegungen anzustellen, die die Bürger in der Praxis nur belasten würden, könnte man auch schlaue Gedanken fassen. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK macht es vor: Sie will ,,die gesetzliche Rentenversicherung stärken, das bedeutet: Perspektivisch müssen alle dort einzahlen – neben Angestellten auch Beamte, Selbständige und Politiker.“

„Flexirente“ lautet das Sichtwort. Sie ist die perfekte Option für jedermann und bietet die Möglichkeit, auch nach der Rente noch ein paar Jährchen zu ackern. Warum sollte man also Menschen dazu zwingen, fünf Jahre länger zu arbeiten, wenn sie es vielleicht gar nicht wollen. Jeder sollte selbst entscheiden können, ob ihm Arbeiten im fortgeschrittenen Alter noch liegt. Wer Spaß daran hat, kann es gerne probieren, aber wer sich auf gemütlichere Tage freut, zieht ganz klar den Kürzeren.

Noch dazu sinkt das Sicherungsniveau der gesetzlichen Rente drastisch. Damit ist der Prozentsatz gemeint, den man als Rentner monatlich vom Staat erhält – ohne Steuerabzug. Je höher das Niveau, umso weniger Steuern werden vom Nettomonatseinkommen abgezogen. Momentan liegt es bei rund 48 Prozent. Es wird aber voraussichtlich um einiges sinken, wenn man sich an Modellrechnungen hält. Die Bundesregierung bereitet momentan zwar das Rentenpaket II vor, um weiterhin ein stabiles Rentenniveau zu garantieren. Doch wer weiß schon, wie es in fünf Jahren darum steht? Sollen die Menschen lieber jetzt noch mit 65 in Rente gehen und das hohe Niveau so lange wie möglich ausnutzen.

Außerdem würde eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit den Anteil der Menschen in Altersarmut erhöhen. Viele Menschen gehen nämlich aufgrund gesundheitlicher Probleme frühzeitig in Rente und nehmen dafür jährlich Abschläge in Höhe von 3,6 Prozent bis zu ihrem Tod hin. Sie haben keine Wahl und werden dafür auch noch gerügt. Also würde eine Rentenkürzung automatisch mit einhergehen.

Viele Berufe sind zu anstrengend, um sie fünf Jahre länger auszuüben. Wer sein gesamtes Leben lang als Dachdecker, Krankenschwester, Polizist oder im Straßenbau tätig war, weiß, wovon die Rede ist. Der Arbeitsalltag ist fordernd und strapaziös. Wer würde also nicht um der Rentenkasse Willen mit Rollator zum Dachdecken anrücken? Ohnehin ausgelaugte Menschen sollten nicht unnötig strapaziert werden, bloß weil die Ökonomen meinen, sie hätten eine Lösung für den Fachkräftemangel gefunden.

In Zeiten des Fachkräftemangels sollte man nicht so am System basteln, dass letztendlich ArbeitnehmerInnen zusätzliche Belastung erfahren, sondern sinnvolle Konzepte entwickeln. Auch wenn Wolf meint, es wäre „richtig und wichtig“, das Renteneintrittsalter anzuheben, gibt es dennoch Alternativen, um auszuweichen.

Die Idee des Professors Axel Börsch-Supan „für jedes Jahr länger Leben vier Monate später in Rente [zu] gehen“, ist schon einmal ein Anfang. Und dabei meint man ein kluger Kopf wie Wolf käme auf so etwas!

Quellen:

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rj a&uact=8&ved=2ahUKEwjytaDcg4v8AhWGP-wKHVWsABMQFnoECDIQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.handelsblatt.com%2Fpolitik%2Fdeutschland%2Frente-wirtschaftsexperten-unterstuetzen-anhebung-des-
renteneintrittsalters%2F28566800.html&usg=AOvVaw2ZTrIQWhMpcmsuoNrZ IoSN

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rj a&uact=8&ved=2ahUKEwjytaDcg4v8AhWGP-wKHVWsABMQFnoECDMQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.focus.de%2Ffina nzen%2Faltersvorsorge%2Frente%2Fanhebung-der-regelaltersgrenze-rente-mit-70-so-sehen-experten-und-die-bundesregierung-diesen-
vorschlag_id_102191800.html&usg=AOvVaw1CjCEZjT1cu4PHd38E8iWW

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rj a&uact=8&ved=2ahUKEwjytaDcg4v8AhWGP-wKHVWsABMQFnoECDAQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.tagesschau.de%2Finland%2Finnenpolitik%2Fheil-renteneintrittsalter-
101.html&usg=AOvVaw16EvADbZCtmFUfDdmjXibs

Globales Miteinander für das Klima

Schon im Sommer stand die Idee der Gründung eines „Klimaclubs” im Raum. Im Dezember hat sich die Gruppe der G7 auf Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz darauf geeinigt. Die Intention bezieht sich auf einen klimafreundlichen Umbau der Industrie und die Bekämpfung der Erderwärmung. Eine offene Zusammenarbeit aller interessierten Staaten und Länder steht im Mittelpunkt dieses Vorhabens.

Die Staats- und Regierungschefs der G7 haben einen internationalen Club im Kampf gegen globale Erwärmung gegründet, teilte Bundeskanzler Olaf Scholz mit. Seit dem G7–Gipfel im Juni 2022 in Elmau wurde intensiv an diesem Plan gearbeitet und sich letztendlich auf eine erste Satzung geeinigt.

Das Ziel der Initiative ist, eine schnelle und ambitionierte Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu unterstützen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, dies unterstreicht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Damit soll ein wichtiger Beitrag zur Erreichung globaler Klimaziele geleistet werden. Außerdem sollen klimafreundliche Grundstoffe wie grüner Stahl, der mit Solar- oder Windkraft hergestellt wird, schneller auf den Markt gebracht und deren Chancen international verbessert werden.

Der Klimaclub steht für eine offene Zusammenarbeit aller Staaten, die sich mit diesen Interessen identifizieren. Scholz betonte, der Zusammenschluss soll keine G7–Initiative sein, sondern global breit getragen werden. Die G7–Länder wollen den ärmeren Staaten mit Energiepartnerschaften beim Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft helfen.

Aktuell liegt der größte Fokus auf China, denn die Volksrepublik stößt weltweit rein mengenmäßig am meisten klimaschädliche Treibhausgase aus. Die USA und Indien tragen außerdem einen großen Beitrag des CO2-Ausstoßes in der Industrie bei. Die G7 müssen sich zusammengenommen für ein Fünftel der Emissionen verantworten.

Quellenangaben

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/g7-klimaclub-103.html https://www.sueddeutsche.de/politik/scholz-g7-klima-1.5714287 https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/gemeinsame-pressemitteilung-von-bundeskanzleramt-und-bundesministerium-fuer-wirtschaft-und-klimaschutz-g7-gruendet-klimaclub-2153296

Goethe von heute: Die Poetry-Slam-Szene erleben

Victor Auburtin sagt: „Genaugenommen ist Dichten ein Naturvorgang; wie der Apfel auf dem Baum reift und wie das Ei aus der Henne kommt, so reift das Werk im Dichter, und so bewegt es sich aus ihm heraus.“

1986 hat der Dichter Marc Kelly Smith den sogenannten Poetry Slam in Chicago ins Leben gerufen und damit ist ein gesellschaftliches Event, an dem jedermann teilnehmen und zuhören kann, entstanden. Dabei handelt es sich um eine moderne Form der antiken und mittelalterlichen Dichter- und Rednerwettstreite. Mittlerweile finden sogar deutschsprachige Meisterschaften statt. Doch neben dieser „Dichterelite“, in die man sich erst durch diverse Qualifikationen hinaufarbeiten muss, finden auch Veranstaltungen im kleineren Rahmen statt, bei denen nicht weniger begabte Dichter auf der Bühne stehen, wie zum Beispiel der „SprechAkt“. Er findet alle paar Monate an einem Donnerstagabend in der alten Kaserne in Landshut statt. Dort kommen hauptsächlich junge Menschen zusammen, die sich auf einen unterhaltsamen und ungezwungenen Abend mit einem Glas Wein und allerlei Texten aus diversen Genres freuen.

Die Spielregeln

24.12.2022, 19.35 Uhr. Es geht los! Die Moderatoren erklimmen die Bühne und erklären die „Spielregeln“: Alle vorgetragenen Texte müssen selbst erdichtet sein, jeder Künstler hat ein Zeitlimit von maximal sieben Minuten, um seine Werke zum Besten zu geben und darf dabei außer einem Medium, von dem er den Text gegebenenfalls abliest, keinerlei Requisiten verwenden. Die wichtigste Regel jedoch gilt dem Publikum: „Respect the poets!“ Die Moderatoren selbst haben die Mission, das Publikum durch den Abend zu führen und es bei Laune zu halten, während die Juris, die aus freiwilligen Grüppchen aus dem Publikum bestehen, nach jedem Auftritt eine Wertung von einem bis zehn Punkten abgeben.

Der Wettkampf

Der erste Poet betritt die Bühne und eröffnet die Vorrunde. Nach ihm ziehen noch sieben weitere die Zuschauer mit verschiedenen Texten über gesellschaftliche Themen, sowie Gefühle und Erlebnisse in den Bann. Es werden Werke über Konsum, Klimawandel, Selbstakzeptanz, Bedrängnis, die Psyche von Kindern im Heim und Übernachtungen auf der Zeltwiese eines Festivals vorgetragen. Auf den Gesichtern der Zuschauer spiegeln sich zwischen Sehnsucht, Belustigung, Wut und Traurigkeit beinahe jede Gefühlslage wieder.

Dann kommt das Finale. Die drei Poeten, welche an diesem Abend die meisten Herzen erobert haben, tragen ein zweites Werk vor. Sie untermalen ihre Worte mit wilden Gesten, harren auf manchen aus und es entsteht ein regelrechtes Schauspiel auf der Bühne und in den Köpfen.

Das Publikum selbst entscheidet nun mit der Stärke des Applauses über den Sieger und es wird geklatscht, gepfiffen, geschrien und gestampft. Die Siegerin steht fest. Es werden aber alle Darsteller mit tosendem Applaus noch einmal geehrt. Schließlich geht es bei diesem Event mehr um ein schönes Miteinander und das Erfahren der Kunst als ums Gewinnen.

Nur Spaß an der Freude?

Diese Veranstaltung ist noch so viel mehr als „nur“ ein schöner Abend mit Freunden, ein Grund, sich mal wieder ein Glas Wein oder Bier zu gönnen, mal abzuschalten, sich vom Alltag abzulenken, mehr als reine Unterhaltung, denn Poetry Slams erfüllen auch eine soziale Funktion. Wie der Moderator Sebastian Geiger erzählt, könne man gesellschaftliche und hochpolitische Themen ansprechen und hätte dabei ein Publikum, das das auch unvoreingenommen aufnehme. Bei vergangenen Slams hätten auch Angehörige von Minderheiten, queere Leute oder auch farbige Künstler teilgenommen, die ihre Probleme und Themen mit auf die Bühne genommen hätten.

Ein Poetry Slam ist also auch ein Ort, an dem man sich als Teilnehmer emotional öffnen kann. Man hat eine Möglichkeit, zum Nachdenken anzuregen, aufzuklären und Toleranz zu schaffen.

„Also ja, es ist definitiv mehr als Unterhaltung. Aber es ist schön, dass es auch immer Unterhaltung ist“, beendet Herr Geiger seine Ausführungen.

Quellen:

https://www.sprechakt.de/

https://poetry-slam-essen.de/was-ist-poetry-slam/

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/poetry-slam

„Green Choice“ – Triff die richtige Wahl! – ein Interview

Dieses Jahr nahmen vier Schülerinnen des Gymnasiums Seligenthal in einem Team namens „Green Choice“ am Wettbewerb „Young Economic Summit“, kurz „YES!“, teil. „Green Choice“ erarbeitete ein Konzept zum Thema Umwelt, welches dem Team den zweiten Platz bescherte. Die Preisverleihung und ein Treffen mit Vertretern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz fanden diesen Dezember in Berlin statt. Die Teammitglieder Elena Strasser und Barbara Paintner sprechen im folgenden Interview über ihre Erfahrungen:

Was hat euch dazu bewegt, am Wettbewerb teilzunehmen? 

Elena:   

„Wir haben schon vorletztes Jahr beim ‚Ideen machen Schule‘-Wettbewerb mitgemacht und waren erfolgreich. Es gab also schon ein eingespieltes Team und ein Lehrer hat uns dann das ‚YES!‘ vorgestellt. Wir haben uns informiert und fanden alles ganz interessant, da es um aktuelle Themen geht. Deshalb haben wir sofort zugesagt und uns ein Konzept überlegt.“

Und wie lautet euer Konzept?                    

Elena:      

„Wir mussten einen Lösungsvorschlag zum Thema ‚Klima am Limit – Klimaschutz auf lokaler Ebene‘ finden. Anfangs dachten wir an etwas mit Energie-Sparen, was auch aktuell ist, aber das ist in der Umsetzung gescheitert. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, eine App zu entwickeln, mit der wir durch bewusstes Essen in Kantinen und Mensen den Klimaschutz fördern können. Ernährung macht nämlich fast 30 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks aus und vegane und vegetarische Gerichte sind oft umweltfreundlicher als Fleisch-Gerichte. Wir möchten einfach ein größeres Bewusstsein dafür schaffen, was gut und was schlecht für die Umwelt ist, und oft unattraktive, aber umweltfreundliche, Gerichte attraktiver machen.“

Wie genau funktioniert eure App?                                                                                                 

Barbara:

„Die App ist mit einer Mensakarte verbunden und hat mehrere Funktionen. Einerseits kann man die Gerichte bewerten und eine Rückmeldung dazu geben, was man sich wünschen würde, was man noch verbessern kann und was einem nicht so gut geschmeckt hat. Dann kann man abstimmen, was es in der nächsten Woche geben soll, damit die Lieblingsgerichte – natürlich die vegetarischen – öfters gekocht werden. Noch eine Funktion ist, dass man seinen eigenen CO2-Fußabdruck für die Gerichte, die man schon verzehrt hat, anschauen kann. Man kann auch Punkte sammeln, wenn man ein sehr CO2-armes Gericht kauft und bekommt dafür einen Rabatt.“

Ihr habt im Finale den zweiten Platz erzielt. Wieso war eure Idee so erfolgreich?

Barbara:

„Es gab viele andere Ideen, die sehr unrealistisch waren. Bei uns muss man zwar die App programmieren und das Konzept einführen, aber es ist möglich. Es waren auch Teams aus Amerika dabei und dort ist das Schulessen sehr ungesund, es gibt viel Fleisch und Frittiertes. Vor allem bei denen ist die Idee gut angekommen, weil sie sich das selbst in ihrer Kantine wünschen würden.“                                                     

Elena:

„Uns hat auch sehr geholfen, dass die Schul-Teams die anderen Teams bewerten und gerade für junge Leute ist Klimaschutz ein wichtiges Thema.“

War das Feedback der politischen Vertreter in Berlin auch so positiv?

Elena:

„Wir haben in Berlin relativ wenig Feedback bekommen. Aber sie waren von allen Ideen, weil es die besten waren, sehr angetan. Es kam auch Rückmeldung aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Sie meinten, dass sie es wichtig finden, bei der Ernährung auf Umweltschutz zu achten und dass sie versuchen, das in Kantinen so gut, wie es geht, umzusetzen.“

Wie sieht die Zukunft eures Projekts aus? 

Barbara:

Es ist schwierig, es persönlich umzusetzen. Es wäre sehr zeitaufwändig und man braucht gewisse finanzielle Mittel, um unsere App zu programmieren. Unser Plan war, dass eine Hochschule unsere App programmiert, aber die Studenten hatten kein Interesse. Wir würden jedoch unsere Idee zu Verfügung stellen, falls jemand die Zeit investieren und ‚Green Choice‘ unterstützen will.“

Der Zeitaufwand würde sich lohnen und ich wünsche euch, dass ihr Interessenten findet!

Korruptes Europa?

ein Kommentar

Und wieder einmal berichten die Medien über einen Korruptionsskandal (Stand: 12/22). Diesmal über Eva Kaili, Mitglied des EU-Parlaments. Durch sie hat Katar mit Bestechungsgeld Einfluss auf die Legislative der Europäischen Union und somit auf Europas Handeln genommen. Sicher steht damit der Geldgeber ebenfalls in der Schuld, doch das schmälert nicht den Mangel an Verantwortungsbewusstsein seitens des Bestochenen, wie eben Kaili.

Am 09. Dezember 2022 kamen die ersten Berichte über die Festnahme von Kaili aufgrund einer Korruptionsaffäre. Sie soll Millionen von Katar erhalten haben. Nun ist das aber nicht der einzige Vorfall in letzter Zeit, bei dem Korruption im Raum steht. Auch die „Maskendeals“ kursieren immer wieder in den Nachrichten. Dabei haben sich die CSU-Politiker Sauter und Nüßlein an der Coronakrise bereichert. Nun stellt sich die Frage, wie man das Ausnutzen einer solchen Krisensituation für den eigenen Vorteil mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Solch ein beschämendes Handeln von unter anderem hochrangigen Politikern schwächt den Glauben der Bevölkerung in die europäische und deutsche Korruptionsbekämpfung sowie das Vertrauen in die von den Vorfällen betroffenen politischen Instanzen, wie das EU-Parlament. Somit schürt ein solcher Egoismus von Politikern die Politikverdrossenheit und fördert die Verbreitung von Zweifeln an unserem bestehenden politischen System. Das zeigt, dass die Bestochenen das Risiko in Kauf nehmen unsere Demokratie in ihren Grundfesten, nämlich dem Vertrauen der Bürger in sie, zu erschüttern und so zu schwächen.

Zeitgleich gibt es wieder viel Kritik an Ungarns politischer Führung, einerseits berechtigterweise an einer zunehmend schwindenden Rechtsstaatlichkeit, andererseits auch an der dort sehr verbreiteten Korruption. Letztendlich wurde sogar ein Großteil der europäischen Fördermittel für Ungarn eingefroren. Doch wie durch den oben beschriebenen Korruptionsskandal innerhalb einer der wichtigsten Institutionen der Europäischen Union klar wird, ist das ein Bereich, wo nicht allein Ungarn aufpassen und verstärkt kontrollieren muss, sondern auch die anderen Staaten der EU. Sicherlich nicht unschuldig an den Häufungen von solchen Korruptionsvorfällen sind die politischen Regelungen, welche oftmals, durch fehlende Verpflichtungen zum Beispiel zu Offenlegung von gewissen Daten, zu undurchsichtigen, schwer zu überwachenden Geldgeschäften verhelfen. Die Organisation Transparency International beispielsweise, deren Ziel es ist, Korruption zu bekämpfen, hat festgestellt, dass den Verantwortlichen der EU-Institutionen zwar viele Vorschriften und Regeln vorgegeben sind, aber es unter anderem an einem verpflichtenden Lobbyregister fehlt.

Doch nicht nur unzureichende Vorgaben, sondern auch vernachlässigte Kontrollen machen Korruption attraktiv. So hat es im bayrischen Gesundheitsministerium im März 2020 eine drastische Kürzung der Arbeitszeit von Kontrolleuren gegeben. Laut FDP-Politiker Matthias Fischbach sei es unverantwortlich, „die Kontrolle für ein gesamtes Ministerium herunterzufahren, das Vergaben in Milliardenhöhe durchgeführt hat“.

Es wird sich in Zukunft zeigen, ob der Schock und die vermeintliche Überraschung der verantwortlichen Politiker über die Korruptionsskandale auch Folgen haben, ob solide Maßnahmen zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung festlegen werden, ob man sich die Mühe machen oder doch nur zusehen wird, wie Politiker den Verlockungen des Geldes womöglich weiter verfallen. Die Ursachen dafür, dass Bestechung stattfinden kann, sind wohl größtenteils bekannt, aber vielleicht fehlt der Wille der Politik, sich auch Themen zuzuwenden, die nicht so tauglich für Effekthascherei sind.

Politik aktuell: Streikwelle und Ausnahmezustand in Großbritannien

Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen: Das fordern derzeit Hunderttausende von Krankenschwestern und -pflegern im britischen Gesundheitswesen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gehen die Pflegekräfte auf die Straße und legen landesweit die Arbeit nieder. Es ist ihr größter Streik, seit es den staatlichen Gesundheitsdienst gibt.

Symbolbild

Die Hilfslosigkeit und Verzweiflung des Pflegepersonals aufgrund der Löhne und der Arbeitsbedingungen ist in ganz England, Wales und Nordirland spürbar und zu sehen. Hunderttausende gehen aktuell für eine bessere Zukunft der Pflegekräfte auf die Straße. Derzeit sind rund 50.000 Stellen in der Krankenpflege in Großbritannien unbesetzt. Folglich wird 19% mehr Lohn gefordert, diese Lohnerhöhung liegt deutlich über der Inflationsrate. Laut der Regierung ist dies nicht finanzierbar und bietet deshalb vier bis fünf Prozent. Um die Folgen des Streikes zu mindern, will die britische Regierung nun 1200 Soldaten im Gesundheitswesen einsetzen.

Das Gesundheitssystem in Großbritannien ist deutlich heruntergewirtschaftet, dies zeigt sich anhand der langen Wartezeiten auf Behandlungen oder Operationen. Mehr als sieben Millionen Menschen müssen aktuell mit Terminverschiebungen oder einem Ausfall ihrer Behandlungen rechnen. Ein stundenlanges Warten auf den Rettungsdienst ist in England aufgrund des anhaltenden Ausnahmezustandes nicht zu vermeiden.

Pflegegewerkschaft Royal College of Nursing (RCN) – Generalsekretärin Pat Cullen betont, die Einforderung einer Besserung der Lage des britischen Gesundheitswesens sei nichts, was warten könnte. „Heute streiken wir für Fairness. Wir streiken für die Zukunft unseres NHS. Wir streiken, weil es unser Recht – und unsere Pflicht – ist, für eine gerechte Bezahlung und für die Sicherheit der Patienten einzutreten”, betonte Cullen.

Quellenangaben

https://www.bibliomed-pflege.de/news/hunderttausende-pflegende-streiken https://www.tagesschau.de/ausland/europa/streiks-grossbritannien-gesundheitswesen-101.html

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/grossbritannien-gesundheitssystem-nhs-100.html

Sophie Scholl und ihr Weg in den Widerstand

„Brave, herrliche junge Leute! Ihr sollt nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein! … die ihr, als noch Nacht über Deutschland und Europa lag, wusstet und verkündet: `Es dämmert ein neuer Glaube an Freiheit und Ehre.´“ Dies sagte Thomas Mann über Sophie und ihren Bruder Hans Scholl in einer Radioansprache etwa vier Monate nach deren Tod. Noch heute sind sie vor allem unter dem Namen „Weiße Rose“ als eine der wichtigsten Widerstandsgruppen im Nationalsozialismus bekannt. Doch weniger bekannt ist, dass Sophie und ihre Geschwister dem Nationalsozialismus in ihren jüngeren Jahren alles andere als abgetan waren.

Sophie Scholl wurde am 09. Mai 1921 in Forchtenberg, Baden-Württemberg, als eine von sechs Kindern von Magdalena und Robert Scholl geboren. Schon früh war sie begeistert von den Einrichtungen der Nationalsozialisten und wurde im Jahr 1934 in die Jungmädelschaft aufgenommen. Ihre Eltern, die sehr liberale Einstellungen vertraten und dem nationalsozialistischen System abgeneigt waren, zeigten sich jedoch besorgt wegen der wachsenden Begeisterung ihrer Kinder für den Nationalsozialimus. Sie strebten von Anfang an eine Erziehung mit christlichen Werten an. In den Jugendorganisationen fühlten die Kinder sich eigenverantwortlich und wurden durch die Propaganda und Strategien des Regimes immer weiter aus ihren Familien herausgerissen. Auch die spätere Aufnahme in den BDM, den Bund deutscher Mädel, war für Sophie sehr bedeutend. Sie konnte mit Gleichaltrigen Zeit verbringen und genoss die gemeinsamen Ausflüge in die Natur voll und ganz. 

Bald zeigten sich allerdings einige Eigenschaften, die sie von den Einstellungen des NS-Regimes trennten, beispielsweise, dass Sophie bei den Treffen mit dem BDM am Lagerfeuer aus Büchern des Rainer Maria Rilke vorlas, was vom Regime verachtet wurde. Außerdem war Sophie schockiert von den Erzählungen ihres Freundes Fritz Hartnagel, der an der Front für Deutschland kämpfte und ihr in seinen Briefen von seinen grausamen Erlebnissen berichtete. Als dann auch noch Robert Scholl, Sophies Vater, wegen seiner kritischen Äußerungen über Hitler verhaftet wurde, erkannte Sophie endgültig ihre innere Abneigung gegen den Nationalsozialismus.

Ihr Bruder Hans Scholl, der in München Medizin studierte, wandte sich aufgrund seiner Zweifel ebenfalls vom Regime ab und gründete mit seinem Freund Alexander Schmorell die „Weiße Rose“, eine Gruppe Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Bald bestand der Kern der Organisation zudem aus Christoph Probst und Willi Graf sowie dem Professor Kurt Huber. Schon vor dem Beitritt Sophies zur „Weißen Rose“ fertigte die Gruppe vier verschiedene Flugblätter an, die zur Aufklärung über das nationalsozialistische Regime dienen sollten, und verteilten diese in ganz Deutschland. Nach Sophies Umzug nach München erfuhr sie, dass die „Weiße Rose“ unter anderem von ihrem eigenen Bruder geleitet wurde und wollte auch  sofort Teil der Organisation werden. Kurze Zeit später wurde sie nach ersten Zweifeln Hans` aufgenommen. Anfangs war die mittlerweile junge Frau für die Beschaffung von Material für die Anfertigung der Flugblätter zuständig, wie beispielsweise Tinte und Papier. Bald half Sophie jedoch auch aktiv mit und verteilte so am 18. Februar 1943 gemeinsam mit ihrem Bruder in der Münchener Universität um die 1700 Exemplare ihres sechsten Flugblattes. Als Sophie einen Stapel der Blätter von der Empore stoß, wurde sie von einem Angestellten ertappt. Daraufhin wurden sie und Hans verhaftet und nur wenige Tage später, zusammen mit Christoph Probst, am 22. Februar zum Tode verurteilt. Nach einem letzten Wiedersehen mit der Familie wurde Sophie noch ihr letzter Wunsch erfüllt: Sie rauchte mit ihren beiden Mitstreitern Hans und Christoph eine letzte Zigarre, bevor sie wenige Minuten später hingerichtet wurden.

Die Universität in München war die letzte „Wirkungsstätte“ Sophie Scholls.

Noch heute ist die „Weiße Rose“ eines der wichtigsten Symbole für den Widerstand gegen das menschenfeindliche Naziregime und kann vielen Menschen ein Vorbild sein, selbst für Gerechtigkeit und Frieden einzustehen. Denn die jungen Erwachsenen haben „geschrien, wo andere schwiegen“ („Die Weiße Rose“, Konstantin Wecker, dt. Liedermacher).

Weitere nützliche Informationen zum Thema „Sophie Scholl und Weiße Rose“ findet ihr im nachfolgenden Lernvideo:

Quellen:

Literatur

Barbara Beuys (2010): Sophie Scholl. Hanser-Verlag

Internet

https://www.geo.de/geolino/mensch/1651-rtkl-weltveraenderer-sophie-scholl

https://www.dw.com/de/sophie-scholl-nationalsozialismus-widerstand-im-zweiten-weltkrieg/a-57436371

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/widerstand-im-zweiten-weltkrieg/die-weisse-rose.html

https://www.spiegel.de/geschichte/weisse-rose-der-tod-von-sophie-und-hans-scholl-a-1193874.html

Der EU-Korruptionsskandal

Am Freitagabend den 9.12.2022 gelang es der belgischen Polizei, nach Monaten langer Arbeit, ein Korruptionsnetzwerk im Europaparlament aufzudecken. Die Beteiligten Personen sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft, darunter auch die griechische sozialdemokratische Vizepräsidentin des Europaparlamentes Eva Kaili.

Die belgische Polizei hatte schon lange Zeit den Verdacht, dass Mitarbeiter des Europaparlaments in einen Korruptionsskandal verwickelt sind. Am Freitagabend wurde dies nun bestätigt und das Ausmaß waren größer als zuerst angenommen; rund 1.5 Million Euro an Bargeld wurde beschlagnahmt und auch Parlamentsvize Kaili ist in diesen Skandal involviert. Normalerweise wäre sie aufgrund ihrer Immunität vor der Strafverfolgung der Polizei geschützt gewesen, da man sie jedoch auf frischer Tat ertappte, war jene Immunität ungültig. Als Folge dessen wurden sämtliche Vermögen der 44-Jährigen von der griechischen Regierung eingefroren, ihre Partei, die PASOK-Partei, ließ sie bereits am selben Freitag ausschließen und Kaili wurde von der Maltesischen Parlamentspräsidenten Roberta Metsola am darauffolgenden Wochenende von ihren Pflichten entbunden, bis Kaili schließlich am 13.12.2022 vom Europaparlament mit nur einer Gegenstimme abgewählt wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft den in Haft genommen, wie auch Kaili, Korruption, Geldwäsche, Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie Einflussnahmen durch das Ausland vor. Kaili sowie ihr Anwalt weisen hingegen die an sie herangetragenen Vorwürfe zurück.

Laut Angaben der Ermittler hängen diese Einflussnahmen auf das Europaparlament und deren Entscheidungsträgern mit dem Golfstaat Katar zusammen. Von dort aus sollen auch die zahlreichen Geldsummen geflossen sein. Kaili war Teil einer Delegation, welche die Beziehungen zu den Golfstaaten ausbauen sollte, jedoch wurde zunehmend auffälliger, dass Sie sich für Katar übermäßig einsetzte, trotz der zahlreichen Vorwürfe an den Staat, Menschenrechte zu missachten. Katar hingegen weist die Vorwürfe deutlich zurück, so gibt das katarische Außenministerium zu verlauten, dass „jede Verbindung der katarischen Regierung mit den berichteten Vorwürfen grundlos und gravierend uninformiert [sei]“. Des Weiteren gibt das katarische Außenministerium bekannt, dass sich das Emirat an die vorgegebenen internationalen Gesetze und Regeln halte. Auch andere Staaten wie etwa Marokko und dessen Geheimdienst werden verdächtigt, bei Abgeordneten des Europäischen Parlaments zugunsten von Katar und Marokko, gegen Bezahlung, politisch interveniert zu haben.

Nun will das EU-Parlament beschließen, wie man zukünftig mit Korruption umgehen soll und vor allem wie sich Bestechung vermeiden lässt. Parlamentspräsidentin Metsola kündigte bereits einen Plan für umfassende Reformen an. Obwohl das EU-Parlament bereits strengere Lobbyvorschriften, wie ein Lobbyregister, besitzt und Treffen mit Lobbyvertretern angekündigt werden müssen, sollen die Regeln noch einmal verschärft werden. Zu diesen Verschärfungen zählen unter anderem Vermögenserklärungen über Nebeneinkünfte und Finanzierungen sowie das Verbot jeglicher Finanzierung von Abgeordneten und Fraktionen von außen und die Aufzeichnung von Gesprächen mit Ländervertretern, deren Land kein Mitglied der Europäischen Union ist. Auch die Ethikkommission, welche lange Zeit mit Abgeordneten besetzt war, wodurch sich die EU selbst kontrolliert hat, soll durch unabhängige Fachleute von außen geprüft werden, um sicherzustellen, dass geltende Regeln eingehalten werden.

Die Aufarbeitung des Korruptionsskandals wird noch länger andauern, jedoch ist der angerichtete Schaden enorm, denn er stellt laut vieler Parlamentarier einen Angriff auf die Demokratie und die Lebensweise in Europa dar. Aufgrund dieser Tatsache will das Europaparlament trotzdem geschlossen auftreten, vor allem soll dieser Konflikt nicht zwischen den jeweiligen Fraktionen ausgetragen werden, damit populistischen und extremen Parteien es nicht ermöglicht wird, von dieser Krise zu profitieren.

Korruptionsverdacht in der EU: Was kommt da noch? | tagesschau.de

EU-Korruptionsskandal: Fast 1,5 Millionen Euro beschlagnahmt | tagesschau.de

Korruptionsverdacht: EU-Parlament setzt Vizepräsidentin Kaili ab | tagesschau.de

EU-Korruptionsskandal : Kaili und Katar – was bislang bekannt ist | tagesschau.de

Die UNO oder wie eine herausragende Idee an sich selbst zu scheitern droht

Während des Zweiten Weltkriegs wurde von dem US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill erstmals wieder die Idee zur Gründung einer Organisation für Weltfrieden und internationale Sicherheit aufgenommen. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg gab es nämlich den sogenannten Völkerbund mit ähnlicher Zielsetzung, der bekanntlich scheiterte. Diesmal sollte es jedoch klappten: Im Juni 1945 versammelten sich Vertreter aus 50 Nationen in San Francisco, um die Charta der Vereinten Nationen zu unterschreiben. Es war die Geburtsstunde der „United Nations Organisation“, kurz UNO oder auch „Vereinte Nationen“. Immer mehr Staaten wurden in die Weltorganisation aufgenommen und mittlerweile sind aus 50 Mitgliedsstaaten 193 geworden. Damit gehört fast jedes Land-mit Ausnahme beispielsweise des Vatikans oder Taiwan- der UNO an. Auf den ersten Blick erscheint die UNO als ein schönes Gesamtbild, was sich auch in der gemeinsamen Flagge zeigt: Die ganze Welt in Frieden vereint…aber stimmt das? Sind die Vereinten Nationen wirklich das, was sie vorgeben zu sein, nämlich Nationen, die als Einheit entscheiden und fungieren? Und wie viel Macht liegt tatsächlich in den Händen der UNO?

Mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wurden zum ersten Mal Rechte formuliert, die für alle Menschen unabhängig ihres Alters, Geschlechts, Rasse oder Nationalität universell gelten sollen. Sie beziehen sich auf besonders notwendige, fundamentale Werte, die jeder in seinem Leben besitzen sollte. Das Recht auf Leben und Freiheit, Glaubens-und Meinungsfreiheit und das Verbot von Sklaverei oder Folter sind nur ein paar davon. Allerdings gibt es bis heute weder eine vertragliche Verpflichtung der Mitgliedsländer, diese Rechte zu garantieren, noch eine gewissenhafte Kontrolle, ob sie von der Staatsführung eingehalten werden. In zahlreichen Ländern gibt es bis heute Diskriminierungen, Misshandlungen, Folter oder Verfolgungen einzelner oder ganzer Personengruppen. In der Türkei werden beispielsweise Menschen verfolgt, die sich gegen das Regime Erdogans äußern. Immer wieder berichten die Medien von Reportern oder Journalisten, die grundlos verhaftet und teilweise sogar für mehrere Jahre verurteilt werden. Rassismus ist immer noch ein bestehendes Problem, das nicht nur in Amerika, sondern weltweit präsent ist und in Russland werden Gesetze gegen „Propagierung von Homosexualismus“ verabschiedet. Laut UN Watch sind zudem 62 % der Mitgliedsländer der UN-Menschenrechtskommission keine Demokratien, sondern Staaten, in denen oft selbst gegen die Menschenrechte verstoßen wird wie in China, Kuba oder Venezuela. Ein weiterer Kritikpunkt, für den die Menschenrechtskommission angeprangert wird, ist die Tatsache, dass Israel ungewöhnlich häufig wegen der Verletzung von Menschenrechten kritisiert wird im Vergleich zu beispielsweise Saudi-Arabien, Russland oder China, gegen die keine Mahnungen oder Sanktionen verhängt werden. Die Menschenrechtskommission ist jedoch nicht das einzige Organ der UNO, das sich für fragwürdige Entscheidungen verantwortlich zeigt. Der Sicherheitsrat ist die mächtigste Instanz der Vereinten Nationen, da er für Wahrung des Weltfriedens und die internationale Sicherheit zuständig ist. Obwohl das Prinzip der Gleichheit in der UNO großgeschrieben wird, haben Russland, Frankreich, China, Großbritannien und Amerika aber als einzige Staaten ein Vetorecht. Bei den Abstimmungen im Sicherheitsrat darf keins der Vetoländer mit „Nein“ stimmen, sonst ist der Vorschlag abgeschmettert. Alle Entscheidungen und Maßnahmen liegen also in den Händen einiger weniger Staaten, was diesen im Vergleich zu den anderen Ländern eine mächtigere Position verschafft.

Nichtsdestotrotz sind die Vereinten Nationen eine Bereicherung für unser Leben in vielerlei Hinsicht und eine wichtige Einrichtung für die internationale Zusammenarbeit. Nicht nur der Frieden und die Ablehnung von Gewalt ist das Hauptziel, sondern auch das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Wohlergehen der Menschen, das durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Organisationen und Programmen der UNO ermöglicht wird. Unicef setzt sich für die Kinderrechte und allgemein für Kinder in Not ein. UN Women ist eine Organisation für die Gleichberechtigung der Geschlechter und mehr Selbstbestimmung der Frauen. Durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen wurden viele der heute gültigen internationalen Umweltabkommen ins Leben gerufen und dank der WHO ist man ständig um die Verbesserung des Gesundheitsniveaus aller Menschen bemüht. 

Dennoch gibt es vielerlei Regeln und Strukturen innerhalb der UNO, die überholt sind und dringend neue Reformen benötigen würden. Das Prinzip der fünf Vetorechte, das sich immer noch an dem Machtgefüge nach dem Zweiten Weltkrieg orientiert, ist nur eine davon. Zudem beruht die UNO zum großen Teil auf den politischen Willen ihrer Mitgliedsstaaten, und da die meisten Staaten viel Wert auf ihre Souveränität halten, gewinnt man den Eindruck, dass man den Einfluss der UNO mit Absicht möglichst gering halten möchte. Allgemein gilt für die Vereinten Nationen: Sie ist nur so mächtig, wie es ihre Mitglieder zulassen.