Die zunehmende Radikalität der Sprache

Wenn man Reden hört, in denen Menschen als „Ungeziefer“ bezeichnet werden, die man „ausrotten“ werde, dann formen sich direkt Gedanken über den deutschen Nationalsozialismus. Damals wurden diese Worte benutzt, um anderen Menschen, vor allem Juden, ihre Menschlichkeit zu nehmen, um ihnen sämtliche Würde und Rechte abzusprechen und sie letzten Endes in großer Zahl grausam zu ermorden. Schon zu dieser Zeit wurde die Sprache als Waffe benutzt, um die Menschen an eine radikale, menschenverachtende Sprache zu gewöhnen und damit schlimme Verbrechen weniger schrecklich klingen zu lassen. Diese Strategie funktionierte damals zum entsetzlichen Leid Vieler und sie wird heutzutage wiederentdeckt.

Die Worte vom Anfang dieses Artikels stammen aus einer Rede des ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trumps auf einer seiner Wahlkampfveranstaltungen im November 2023. Als „auszurottendes Ungeziefer“ bezeichnet er „Marxisten, Faschisten und linksradikale Gangster“, welche laut ihm „lügen, stehlen und bei Wahlen betrügen“. Und als wäre das nicht schon schockierend genug, sagte er in einem Interview, dass Immigranten „das Blut unseres Landes vergiften“. Mit solchen Ausdrücken ahme er eindeutig die Sprache von Diktatoren wie Hitler und Mussolini nach, merkt Joe Biden, der amtierende Präsident der USA, an. Zudem stellt Trump sich als Befreier von all den genannten autoritären Strömungen dar, wie es schon Mussolini zu seiner Zeit tat und sich letztendlich selbst zum Diktator erhob. Man fragt sich, wie es immer noch so viele Amerikaner gibt, welche voller Überzeugung auf der Seite Trumps stehen. Eine seiner Strategien, um das zu befeuern, ist die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Diese ist heute wohl stärker als je zuvor in die beiden Lager der Demokraten und der Republikaner geteilt. Eine Annäherung ist kaum möglich und eine große Zahl von Trumps Unterstützern steht fest hinter seinen falschen Behauptungen, wie der des Wahlbetrugs der Demokraten im Jahr 2020. Ein richtiger, faktenbasierter Diskurs wird unmöglich, da die Aussagen der Gegenseite einfach als Lügen abgestempelt werden. Man blickt mit bange auf die nächsten Präsidentschaftswahlen, bei denen sich zeigen wird, ob Trumps Strategie der Spaltung für ihn aufgeht.

Und in Deutschland? Auch hier gibt es Tendenzen in der politischen Rhetorik, welche eindeutig auf extremes rechtes Gedankengut verweisen. Ganz prominent und in den Wahlen einen Aufwärtstrend aufweisend, ist die Alternative für Deutschland (AfD). Diese in einigen Bundesländern schon als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Partei verwendet zwar, von Ausnahmen abgesehen, eine abgeschwächte Rhetorik – dennoch radikalisieren sich ihre Forderungen vor allem in Bezug auf Migration und linke bzw. ökologisch angehauchte Meinungen und Parteien. Hier lässt sich ebenfalls das Prinzip der Spaltung einer Gesellschaft und das Schüren von Angst vor Veränderungen durch rechtspopulistische Äußerungen feststellen.

Auf der gesamten Welt wurde und wird die Sprache zunehmend missbraucht, um zu polarisieren und zu radikalisieren. Es wird zudem die Grenze zwischen Meinungen und Fakten verwischt. Die Bedeutung (selbst-)reflektierter Gedankengänge ist somit enorm. Es wäre besser, würde man sich zuerst auch außerhalb der eigenen „Bubble“ informieren und hinterfragen, ob das, was einem vom Nachbarn erzählt wurde, wirklich wahr bzw. ob es auf eine bestimmte Situation hin anwendbar ist. Auf diese Weise könnte man Vorurteilen und extremen Gedanken wenigstens ein wenig entgegenwirken. Außerdem stehen auch vor allem Politiker in der Verantwortung, sich von radikalen Parteien klar zu distanzieren und einen sachlichen Diskurs im Sinne der ganzen Bevölkerung zu führen, anstatt sich emotionalen, populistischen Aussagen hinzugeben oder sie zu dulden.

Quellen:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/afd-neue-radikalitaet-der-sprache,TWsKkSQ

https://www.fr.de/politik/praesident-usa-nazi-rhetorik-gouverneur-illinois-trump-wahl-zr-92685445.html

https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-nennt-politische-gegner-ungeziefer-kritiker-ziehen-hitler-vergleich-a-0682126d-bcdd-48cd-89c9-e71a0df0aba4

https://www.washingtonpost.com/politics/2023/11/12/trump-rally-vermin-political-opponents/

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-12/afd-in-sachsen-als-gesichert-rechtsextrem-eingestuft