
Im September letzten Jahres erreichte die Welt die Nachricht zum Tod der britischen Queen Elizabeth II. Mit siebzig Jahren Regierungszeit war sie die am zweitlängsten regierende Monarchin aller Zeiten, deren Tod Millionen von Menschen erschütterte. Doch nicht alle Briten trauerten um ihre Queen. Schon vor deren Tod, aber noch verstärkter seit diesem Ereignis kommt die Frage, ob die britische Monarchie abgeschafft werden sollte, immer häufiger auf. Nach der Krönung von Charles, dem Sohn der Queen, soll dieser Frage nun Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Die britische Regierung ist eine sogenannte „parlamentarische Monarchie“. Das bedeutet, dass sie zwar noch einen regierenden Monarchen, also einen König bzw. eine Königin besitzt, aber trotzdem von einem Parlament regiert wird. Das Parlament in Großbritannien besteht aus dem House of Commons (=Abgeordnetenhaus), dem House of Lords (=Oberhaus) und dem Königshaus. Im vergangenen Jahrhundert verlor der Monarch immer mehr an Bedeutung und nimmt heute eher eine Rolle der Repräsentation ein, ähnlich wie der Bundespräsident in Deutschland. Die Hauptaufgaben des heute regierenden King Charles sind bspw. die Aufforderung zur Regierungsbildung an die Partei, die bei einer Parlamentswahl gewonnen hat. Außerdem eröffnet er ein neues Parlament und löst dieses vor einer Neuwahl auf. Er bestätigt zudem Gesetzesentwürfe und kann bei Verfassungskrisen eingreifen. Vor allem unter der Regierung von Queen Elizabeth war ihre Rolle als unparteiische Vertraute des Premierministers sehr bedeutend. Sie plante wöchentliche Treffen mit ihm, um bei Problemen Hilfe leisten zu können und einen genaueren Einblick in die politischen Geschehnisse zu bekommen. Des Weiteren ist der Monarch dafür zuständig, Bürger für besondere Verdienste zum Ritter zu schlagen und stellt das Oberhaupt der anglikanischen Kirche dar, kann also in Absprache mit dem Kirchengremium Bischöfe ernennen.
Die Tradition und Geschichte der britischen Monarchie reicht weit zurück. Schon im 9. Jahrhundert wurde sie eingeführt, hat sich jedoch im Laufe der Zeit stark verändert. Die erste große Reform fand im Jahr 1215 statt. In der sogenannten „Magna Carta Liberatum“ wurden, aufgrund von Aufständen, mehr Rechte und politische Mitsprache für den Adel festgelegt und somit die Macht des damals herrschenden Kings John eingeschränkt. In der „Glorious Revolution“ von 1688/89 fand ein weiterer Kampf gegen die Monarchie statt, bei der gefordert wurde, dass das Parlament mehr Rechte bekommt und somit die Macht des Monarchen immer mehr eingeschränkt wird. Durch das Verfassungspapier, das 1689 festgelegt wurde, die „Bill of Rights“, wurden diese Rechte festgelegt und Großbritannien zu einer konstitutionellen Monarchie ernannt.
Das Vereinigte Königreich als solches existiert allerdings erst seit dem „Act of Union“, in dem 1707 England, Schottland und Wales gesetzlich vereinigt wurden. 1800 kam im „Union Act“ Irland mit dazu und so entstand letztendlich das „Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland“, aus dem im Laufe des 19. Jahrhunderts schließlich eine parlamentarische Monarchie wurde.
Diese Monarchie, wie sie heute existiert, steht immer mehr in der Kritik. Gegner des Königshauses berufen sich unter anderem auf die hohen Kosten, die durch die Monarchie verursacht werden. Die königliche Familie muss keine Steuern zahlen, wird durch staatliche Zuschüsse finanziert und bekommt zusätzlich staatliche Unterstützung für Polizeischutz bei Besuchen, offiziellen Veranstaltungen usw. Außerdem sprechen viele Bürger König Charles, der seit dem Tod seiner Mutter regiert und nun als das neue Oberhaupt gekrönt wurde, nur wenig Vertrauen zu, sie sehen ihn als zu unerfahren in seinem Amt an. Hinzu kommen die vielen Krisen, die mit der britischen Krone und ihrer Geschichte verbunden sind, wie bspw. der frühere Sklavenhandel und der damalige Umgang mit den Menschen in den britischen Kolonien, sowie die Skandale rund um die königliche Familie, unter anderem der Umgang mit der Ehe zwischen Prince Charles und Princess Diana, deren Tod oder auch das Verlassen des Königshauses von Prince Harry und seiner Frau Meghan Markle.
Andererseits gibt es natürlich auch Befürworter der Monarchie, die diese als bessere Repräsention des Landes und dessen Traditionen und Geschichte ansehen. Sie stellt eine Konstante dar, die auch bei Veränderungen in der Politik nicht verschwindet. Der Monarch ist zudem unparteiisch und es werden, trotz der hohen Ausgaben für die königliche Familie, viele Einnahmen alleine aufgrund des Tourismus gemacht, der zu einem großen Teil wegen der Monarchie existiert.
Die Frage, ob die Monarchie im Vereinigten Königreich wirklich abgeschafft werden sollte, ist insgesamt ein sehr komplexes Thema, das viele Menschen in Großbritannien beschäftigt und die Gesellschaft durchaus auch spaltet.
Quellen:
Internet:
https://www.tagesschau.de/queen-befugnisse-koenig-101.html
https://www.studysmarter.de/schule/englisch/landeskunde-englisch/british-monarchy/
https://www.dw.com/de/großbritannien-und-der-lange-schatten-der-sklaverei/a-53846760