Archiv für den Tag 8. Mai 2023

Die Monarchie im Vereinigten Königreich – ein veraltetes System?

Im September letzten Jahres erreichte die Welt die Nachricht zum Tod der britischen Queen Elizabeth II. Mit siebzig Jahren Regierungszeit war sie die am zweitlängsten regierende Monarchin aller Zeiten, deren Tod Millionen von Menschen erschütterte. Doch nicht alle Briten trauerten um ihre Queen. Schon vor deren Tod, aber noch verstärkter seit diesem Ereignis kommt die Frage, ob die britische Monarchie abgeschafft werden sollte, immer häufiger auf. Nach der Krönung von Charles, dem Sohn der Queen, soll dieser Frage nun Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Die britische Regierung ist eine sogenannte „parlamentarische Monarchie“. Das bedeutet, dass sie zwar noch einen regierenden Monarchen, also einen König bzw. eine Königin besitzt, aber trotzdem von einem Parlament regiert wird. Das Parlament in Großbritannien besteht aus dem House of Commons (=Abgeordnetenhaus), dem House of Lords (=Oberhaus) und dem Königshaus. Im vergangenen Jahrhundert verlor der Monarch immer mehr an Bedeutung und nimmt heute eher eine Rolle der Repräsentation ein, ähnlich wie der Bundespräsident in Deutschland. Die Hauptaufgaben des heute regierenden King Charles sind bspw. die Aufforderung zur Regierungsbildung an die Partei, die bei einer Parlamentswahl gewonnen hat. Außerdem eröffnet er ein neues Parlament und löst dieses vor einer Neuwahl auf. Er bestätigt zudem Gesetzesentwürfe und kann bei Verfassungskrisen eingreifen. Vor allem unter der Regierung von Queen Elizabeth war ihre Rolle als unparteiische Vertraute des Premierministers sehr bedeutend. Sie plante wöchentliche Treffen mit ihm, um bei Problemen Hilfe leisten zu können und einen genaueren Einblick in die politischen Geschehnisse zu bekommen. Des Weiteren ist der Monarch dafür zuständig, Bürger für besondere Verdienste zum Ritter zu schlagen und stellt das Oberhaupt der anglikanischen Kirche dar, kann also in Absprache mit dem Kirchengremium Bischöfe ernennen.

Die Tradition und Geschichte der britischen Monarchie reicht weit zurück. Schon im 9. Jahrhundert wurde sie eingeführt, hat sich jedoch im Laufe der Zeit stark verändert. Die erste große Reform fand im Jahr 1215 statt. In der sogenannten „Magna Carta Liberatum“ wurden, aufgrund von Aufständen, mehr Rechte und politische Mitsprache für den Adel festgelegt und somit die Macht des damals herrschenden Kings John eingeschränkt. In der „Glorious Revolution“ von 1688/89 fand ein weiterer Kampf gegen die Monarchie statt, bei der gefordert wurde, dass das Parlament mehr Rechte bekommt und somit die Macht des Monarchen immer mehr eingeschränkt wird. Durch das Verfassungspapier, das 1689 festgelegt wurde, die „Bill of Rights“, wurden diese Rechte festgelegt und Großbritannien zu einer konstitutionellen Monarchie ernannt.

Das Vereinigte Königreich als solches existiert allerdings erst seit dem „Act of Union“, in dem 1707 England, Schottland und Wales gesetzlich vereinigt wurden. 1800 kam im „Union Act“ Irland mit dazu und so entstand letztendlich das „Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland“, aus dem im Laufe des 19. Jahrhunderts schließlich eine parlamentarische Monarchie wurde.

Diese Monarchie, wie sie heute existiert, steht immer mehr in der Kritik. Gegner des Königshauses berufen sich unter anderem auf die hohen Kosten, die durch die Monarchie verursacht werden. Die königliche Familie muss keine Steuern zahlen, wird durch staatliche Zuschüsse finanziert und bekommt zusätzlich staatliche Unterstützung für Polizeischutz bei Besuchen, offiziellen Veranstaltungen usw. Außerdem sprechen viele Bürger König Charles, der seit dem Tod seiner Mutter regiert und nun als das neue Oberhaupt gekrönt wurde, nur wenig Vertrauen zu, sie sehen ihn als zu unerfahren in seinem Amt an. Hinzu kommen die vielen Krisen, die mit der britischen Krone und ihrer Geschichte verbunden sind, wie bspw. der frühere Sklavenhandel und der damalige Umgang mit den Menschen in den britischen Kolonien, sowie die Skandale rund um die königliche Familie, unter anderem der Umgang mit der Ehe zwischen Prince Charles und Princess Diana, deren Tod oder auch das Verlassen des Königshauses von Prince Harry und seiner Frau Meghan Markle.

Andererseits gibt es natürlich auch Befürworter der Monarchie, die diese als bessere Repräsention des Landes und dessen Traditionen und Geschichte ansehen. Sie stellt eine Konstante dar, die auch bei Veränderungen in der Politik nicht verschwindet. Der Monarch ist zudem unparteiisch und es werden, trotz der hohen Ausgaben für die königliche Familie, viele Einnahmen alleine aufgrund des Tourismus gemacht, der zu einem großen Teil wegen der Monarchie existiert.

Die Frage, ob die Monarchie im Vereinigten Königreich wirklich abgeschafft werden sollte, ist insgesamt ein sehr komplexes Thema, das viele Menschen in Großbritannien beschäftigt und die Gesellschaft durchaus auch spaltet.

Quellen:

Internet:

https://www.tagesschau.de/queen-befugnisse-koenig-101.html

https://www.studysmarter.de/schule/englisch/landeskunde-englisch/british-monarchy/

https://www.royal.uk

https://www.dw.com/de/großbritannien-und-der-lange-schatten-der-sklaverei/a-53846760

Spieglein, Spieglein an der Wand, was wird geschehen in diesem Land? – Kunst als Spiegel und schaffende Kraft der Gesellschaft

Am 14.05.2019 ist im Auktionshaus Sotheby´s in New York das Gemälde „Meules“ von Claude Monet, auf dem ein Heuhaufen zu sehen ist, für 98,8 Millionen Euro versteigert worden. Dabei beträgt der Materialwert des Bildes gerade einmal einen verschwindend kleinen Bruchteil dieser Summe. Was macht also Kunst, abgesehen vom Bekanntheitsgrad des Urhebers, für uns Menschen so interessant und wertvoll?

Der Duden liefert die folgende Definition des Kunstbegriffs: „schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt“. Dabei beinhaltet jedes Kunstwerk, ob gemalt, gesprochen, gesungen oder geschrieben, Aussagen und Informationen, deren Interpretation von der persönlichen Lebenslage des Publikums abhängt.

Kunst stellt einen zentralen Unterscheidungsaspekt zwischen Maschinen und Menschen, denen im Gegensatz zu Maschinen Kreativität innewohnt, dar. Für das Ausleben von Kreativität steht dem Menschen die ganze rechte Gehirnhälfte zur Verfügung. Das allein ist schon der Beweis dafür, dass Kunst für das Wohlergehen des Menschen notwendig ist. Schließlich wird sie nicht ohne Grund als Therapiemittel eingesetzt, denn sie ermöglicht den Ausdruck und die Verarbeitung von schwer zu äußernden Dingen, wie unfassbare Gefühle, Gedanken oder Erlebnisse. Somit werden sie als Kunstwerk zu einem greifbaren und informativen Objekt.

Die Funktionen von Kunst gehen aber weit über den persönlichen Nutzen hinaus und hierbei kommt ihr historischer Wert für die Gesellschaft ins Spiel.

Kunst ist eine Form der Reflexion und im Laufe der Geschichte ständig in Bewegung. Sie spiegelt soziale, politische oder landschaftliche Zustände zur Zeit ihrer Entstehung wider. Das kann entweder durch den offensichtlichen Inhalt eines Werkes geschehen, oder man kann Veränderungen in den Ausdrucksformen und Stilrichtungen über einen längeren Zeitraum feststellen, was oft auf eine gesellschaftliche Veränderung hinweist. Ein Beispiel hierfür ist das Individualporträt, das erst im späten Mittelalter aufgekommen ist. Zuvor waren die unterschiedlichen Menschen fast ausschließlich an verschiedenen Attributen, die ihnen oder ihrem Stand zugeschrieben wurden, erkennbar, oder eben nicht erkennbar. Das Portrait, das die individuellen Gesichtszüge zeigt, lässt eine gestiegene Wichtigkeit und Wertschätzung der individuellen Person vermuten.

Doch warum sagt Karl Marx: „Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet“?

Neben der eben beschriebenen repräsentativen Rolle hat Kunst auch eine aktive, gestalterische Rolle in der Gesellschaft und ein Künstler kann entweder bewusst oder unbewusst Einfluss auf die Menschen ausüben.

Wie bereits erwähnt, verfügt der Mensch über Kreativität, die ihn zum Künstler macht. Mit dieser Kreativität kann er innovative Ideen entwickeln, die er in seiner Kunst präsentiert. Dabei überschreitet der Künstler Grenzen, fordert und provoziert sein Publikum, wodurch Reibung erzeugt wird, was die Menschen wiederum zum Nachdenken anregt. Dies kann zusätzlich intensiviert werden, indem der Künstler seine Kunst auf eine bestimmte Zielgruppe zuschneidet, da er dadurch seine Botschaft auf eben diese zuschneiden kann.  Mit der Zeit kann sich das Bewusstsein und das Weltbild der Menschen verändern, was wiederum einen gesellschaftlichen Wandel mit sich zieht. Kunst kann als eine Leinwand, gefüllt mit unvertrauten Dingen, fungieren, deren Betrachtung beim Publikum eine jeweils individuelle Reaktion hervorruft, wie zum Beispiel die Bildung von Toleranz und Weltoffenheit.

Beim Einsetzen von Kunst als formendes Werkzeug ist das Publikum häufig empfänglich für die Botschaft, da es sich selten angegriffen oder in die Enge getrieben fühlt. Auf diese Weise gelingt es den Künstlern meist, ernste Themen oder Kritik anzusprechen, ohne auf Ablehnung zu stoßen. Ein gängiges Beispiel dafür ist der Bereich Satire. Hier adressieren die Performer oft gesellschaftliche Probleme auf unterhaltsame Weise. Das gibt dem Publikum die Wahl, das Problem einfach nur als Witz abzuschreiben und sich nicht bewusst weiter damit auseinanderzusetzen, aber dennoch kann das Unterbewusstsein die Aussage abspeichern und damit arbeiten. Die andere Möglichkeit ist die aktive Beschäftigung mit dem Problem. Aber egal, auf welchem Weg, der Künstler erzielt eine Bewusstseinsveränderung beim Publikum und auf diese Weise wird Kunst, als Werkzeug zum Fortschritt, zu einer aktiven Kraft.

Der immaterielle Wert von Kunstwerken übersteigt den materiellen also um das Vielfache, denn ein Bild ist eben nicht immer nur ein Bild und ein Lied ist nicht immer nur ein Lied. Jedes Werk verfügt über irgendeine Macht, da es etwas vermittelt und im Betrachter etwas hervorruft. Kunst bereichert unser Leben – nicht nur als Geldanlage – in vielen Bereichen, die uns gar nicht immer bewusst sind. Eines ist aber klar: Ohne Kunst wäre die Menschheit nicht dahin gelangt, wo sie heute ist.

Quellen:

https://www.grin.com/document/313125

https://www.deutschlandfunkkultur.de/kunst-kann-die-gesellschaft-veraendern-100.html

https://www.daskreativeuniversum.de/was-ist-kunst/

Das Kapitel im Überblick

Kunst als Spiegel der Gesellschaft

https://www.scinexx.de/businessnews/wie-kunst-die-psyche-beeinflusst/

35 Gründe für Kunst und Kultur