
Heutzutage wird viel mehr Fisch verzehrt, als eigentlich in den Meeren und Seen vorhanden ist. Aquakulturen in den Meeren und Seen sind der Grund, warum der hohe Fischkonsum überhaupt möglich ist. Aquakulturen scheinen die Lösung zu sein, um die hohe Nachfrage nach Fisch abzudecken, dennoch ergeben sich neben gewissen Vorteilen auch negative Folgen, vor allem für uns als Menschen, für die Umwelt und aber auch für die im Wasser lebenden Organismen. Fest steht, dass schon mehr als die Hälfte aller Fischprodukte, die weltweit verzehrt werden, aus Aquakulturen stammen.
Doch was versteht man eigentlich unter Aquakulturen? Unter Aquakulturen oder auch Aquafarming versteht man die systematische Zucht und den Fang von Fischen, Meeresfrüchten, Krebsen und Algen in Süß- oder Meerwasser. Dennoch gibt es einen großen Unterschied verglichen mit dem herkömmlichen, klassischen Fischfang. Denn beim klassischen Fischfang werden die Fische aus öffentlichen Gewässern gefangen bzw. gefischt, wohingegen sich bei Aquafarming die einzelnen Fischarten in getrennten Netzgehegen befinden und dort systematische gezüchtet, gefüttert und abschließend „gefangen“ werden. Dieser Vorgang findet im Meer, in Buchten oder in Wassertanks statt. Die gezüchteten Fische sind demnach einem Besitzer zugeordnet und können sich nur in ihrem Netzgehege aufhalten, anders als bei Fischen, die auf herkömmliche Weise gefischt werden.

Auf den ersten Blick scheint Aquafarming die Lösung für Überfischung zu sein, denn Aquafarming soll der Überfischung entgegenwirken, denn der Fisch wird nicht mehr dem natürlichen Kreislauf (aus Meeren, Seen etc.), sondern dem geschlossenen Kreislaufsystem (Fische aus den Netzgehegen) entnommen. Doch genau das Gegenteil trifft ein, denn die gezüchteten Fische bekommen mitunter täglich Fisch als Nahrung. Als Beispiel: Für ein Kilo Lachs müssten mehrere Kilo wildgefangener Fische verfüttert werden. Die Folge ist, dass dadurch die Überfischung nur noch mehr vorangetrieben wird.
Ein weiteres großes Problem ist das Abwasser. Wie bei allen Massentierhaltungen fallen auch bei Aquakulturen Kot und Urin in großen Mengen an. Zusammen mit den Medikamentenrückständen, die bei der Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten zum Einsatz kommen und wieder ausgeschieden werden (vgl. Parasiten), sammeln sich diese im Abwasser. Am Ende gelangen diese Rückstände in das Meer oder den See. Außerdem können die gezüchteten Fische dem Netzgehege auch entkommen oder ausbrechen; so werden sie auf längere Zeit gesehen die Wildfische vertreiben. Zudem benötigen Aquakulturfarmen enorm viel Platz, weshalb sie auch den Wildfischen deren Lebensraum streitig machen.
Dennoch bietet Aquafarming einige Vorteile, denn dadurch, dass die Fische Medikamente verabreicht bekommen, kann man gewährleisten, dass diese frei von Parasiten sind, was für uns Menschen sehr vorteilhaft ist. Dies ist letztlich bei Wildfischen nicht vollends zu garantieren, da sie nicht mit Medikamenten behandelt werden. Auch die Qualität und der Geschmack sollen bei Fischen, die aus Aquakulturen stammen, laut Stiftung Warentest besser sein. Außerdem ist Aquafarming auch umweltfreundlicher, da der Fisch, der in Europa verkauft wird, meist aus Norwegen stammt. Somit ist der Transportweg (zumindest innerhalb Europas) kürzer als der der Fische, die vom Nordpazifik kommen oder zuerst nach Asien zum Filetieren gebracht werden.
Abschließend lässt sich sagen: Aquakulturen machen es möglich, die hohe Nachfrage nach Fisch abzudecken. Trotzdem sollte man vor allem beim Fischkauf auf das Naturland-Siegel oder das Bioland-Siegel achten, falls man nicht gänzlich auf Fisch verzichten möchte. Denn diese Siegel fordern hohe Standards und gewährleisten, dass der gekaufte Fisch aus Tierwohl-Aquakulturen stammt und keinen „überfischten Fisch“ darstellt.
Quellen:
https://www.transgen.de/tiere/2826.fisch-aquakultur-zucht-genomeediting.html
https://www.test.de/Zuchtlachs-und-Wildlachs-im-Test-4469517-0/
Reiseleiterin Roswitha Schlesinger