Aus Wind werde Wasser

eine Film-Rezension

Windrad, Windmühle, Energie, Windkraft, Himmel, Umwelt

Ein Hoffnungsschimmer in Trockenzeit und Hungersnot: Ein dreizehnjähriger Junge im südostafrikanischen Malawi versucht mit einer erfinderischen Idee seine Familie und sein Dorf zu retten

Malawi ist ein kleiner Binnenstaat im Südosten Afrikas und zählt zu den zwanzig am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (“Least Developed Countries“). Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut und auch das Bildungs- und Gesundheitssystem weisen erhebliche Defizite auf. Mangelndes Schulgeld, Armut, Hungersnot – all das wird in dem Regiedebüt von Chiwetel Ejiofor „Der Junge, der den Wind einfing“ auf emotionale, aber authentische Art in der bewegenden Geschichte von William Kamkwamba thematisiert.

Der Film ,,Der Junge, der den Wind einfing“ beruht auf einer wahren Begebenheit und basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von William Kamkwamba. Der damals 13-jährige Junge lebt Anfang der 2000er Jahre zusammen mit seinen Eltern, seiner großen Schwester Annie und seiner kleinen Schwester in einem Dorf namens Wimbe im südostafrikanischen Malawi. Sein Vater Trywell (Chiwetel Ejiofor) ist – so wie die meisten in dem kleinen Dorf – Farmer. Auch wenn das Geld in der Familie knapp ist, möchte Trywell seinem Sohn ermöglichen, in die Schule zu gehen. Diese kann er jedoch schon nach einiger Zeit nicht mehr besuchen, da die Familie das Schulgeld nicht bezahlen kann.

Kurz darauf werden auch noch für Geld große Teile des Landes an die Tabak-Industrie verkauft. Diese lässt für den Anbau von Tabak Bäume fällen, die nun nicht mehr die Felder der Farmer vor Überschwemmungen schützen können. Nach starkem Regen folgt eine lange Dürre-Periode und die Erträge reichen nicht, um Williams Familie in der Trockenzeit zu ernähren. Es beginnt eine starke Hungersnot, die Menschen beginnen die Ernte von anderen Dorfeinwohnern zu stehlen und auch die Maßnahmen der Regierung, Getreide an die Bewohner zu verteilen, lindern die Not kaum.

Was könnte die Bewohner nun noch retten?

Der wissbegierige Hauptdarsteller William Kamkwamba (Maxwell Simba), der trotz des mangelnden Schulgeldes weiterhin heimlich die Schulbücherei besucht und sich selbst mit Naturwissenschaft und Elektronik beschäftigt, hat eine einfallsreiche Lösung:
Der Bau eines Windrads.
Durch die Stromerzeugung könnte eine Wasserpumpe angetrieben werden, die die Felder auch während der Dürre bewässern kann. Jedoch benötigt William für die Propeller das Fahrrad seines Vaters, das aber das Einzige ist, was ihm noch blieb und er es angesichts dessen auf keinen Fall hergeben möchte…

Die Geschichte des Teenagers William Kamkwamba wird überzeugend und mit großer Authentizität dargestellt, wobei auch der Drehort eine große Rolle spielt. Der Film wurde nämlich ausschließlich in dem kleinen Dorf Wimbe, in dem William aufgewachsen ist, und in dem Bezirk Kasungu in Malawi gedreht. Den größten Teil des Films nimmt die Schilderung der Lebensumstände von William ein. Diese wirkt aber nicht langweilig, sondern bringt dem Zuschauer mit Gefühl und beeindruckenden Aufnahmen von weiten Feldern und einfachen Häusern in Kasungu die Welt, in der William aufgewachsen ist, näher. Von mangelndem Geld für Bildung von William oder für den Besuch einer Universität seiner großen Schwester über eine Hungersnot und Kritik an der mangelnden Hilfe der Regierung kommt es schließlich mit gelungener Spannung zum Höhepunkt der Geschichte.

Eine geglückte Verbindung einer Erzählung der heldenhaften Geschichte eines dreizehnjährigen Jungen, der versucht, sein Dorf mit Holz, Elektroschrott, einem Fahrraddynamo und dem Fahrrad seines Vaters zu retten, mit einer informativen und zugleich berührenden Dokumentation der dort herrschenden Probleme und Lebensumstände.

Der Film „Der Junge, der den Wind einfing“ ist mit seiner überzeugenden und emotionalen Erzählweise der wahren Geschichte von William Kamkwamba sehr empfehlenswert.

Netflix (2019), Länge 113 Minuten, FSK 12

Quellen:
Ejiofor, Chiwetel (2019): Der Junge, der den Wind einfing [Film], Großbritannien: BBC Films
https://www.bmz.de/de/laender/malawi
https://www.bmz.de/de/laender/malawi/soziale-situation-15216
https://worldpopulationreview.com/country-rankings/least-developed-countries
https://worldpopulationreview.com/country-rankings/poverty-rate-by-country