Archiv für den Monat Februar 2023

Goethe von heute: Die Poetry-Slam-Szene erleben

Victor Auburtin sagt: „Genaugenommen ist Dichten ein Naturvorgang; wie der Apfel auf dem Baum reift und wie das Ei aus der Henne kommt, so reift das Werk im Dichter, und so bewegt es sich aus ihm heraus.“

1986 hat der Dichter Marc Kelly Smith den sogenannten Poetry Slam in Chicago ins Leben gerufen und damit ist ein gesellschaftliches Event, an dem jedermann teilnehmen und zuhören kann, entstanden. Dabei handelt es sich um eine moderne Form der antiken und mittelalterlichen Dichter- und Rednerwettstreite. Mittlerweile finden sogar deutschsprachige Meisterschaften statt. Doch neben dieser „Dichterelite“, in die man sich erst durch diverse Qualifikationen hinaufarbeiten muss, finden auch Veranstaltungen im kleineren Rahmen statt, bei denen nicht weniger begabte Dichter auf der Bühne stehen, wie zum Beispiel der „SprechAkt“. Er findet alle paar Monate an einem Donnerstagabend in der alten Kaserne in Landshut statt. Dort kommen hauptsächlich junge Menschen zusammen, die sich auf einen unterhaltsamen und ungezwungenen Abend mit einem Glas Wein und allerlei Texten aus diversen Genres freuen.

Die Spielregeln

24.12.2022, 19.35 Uhr. Es geht los! Die Moderatoren erklimmen die Bühne und erklären die „Spielregeln“: Alle vorgetragenen Texte müssen selbst erdichtet sein, jeder Künstler hat ein Zeitlimit von maximal sieben Minuten, um seine Werke zum Besten zu geben und darf dabei außer einem Medium, von dem er den Text gegebenenfalls abliest, keinerlei Requisiten verwenden. Die wichtigste Regel jedoch gilt dem Publikum: „Respect the poets!“ Die Moderatoren selbst haben die Mission, das Publikum durch den Abend zu führen und es bei Laune zu halten, während die Juris, die aus freiwilligen Grüppchen aus dem Publikum bestehen, nach jedem Auftritt eine Wertung von einem bis zehn Punkten abgeben.

Der Wettkampf

Der erste Poet betritt die Bühne und eröffnet die Vorrunde. Nach ihm ziehen noch sieben weitere die Zuschauer mit verschiedenen Texten über gesellschaftliche Themen, sowie Gefühle und Erlebnisse in den Bann. Es werden Werke über Konsum, Klimawandel, Selbstakzeptanz, Bedrängnis, die Psyche von Kindern im Heim und Übernachtungen auf der Zeltwiese eines Festivals vorgetragen. Auf den Gesichtern der Zuschauer spiegeln sich zwischen Sehnsucht, Belustigung, Wut und Traurigkeit beinahe jede Gefühlslage wieder.

Dann kommt das Finale. Die drei Poeten, welche an diesem Abend die meisten Herzen erobert haben, tragen ein zweites Werk vor. Sie untermalen ihre Worte mit wilden Gesten, harren auf manchen aus und es entsteht ein regelrechtes Schauspiel auf der Bühne und in den Köpfen.

Das Publikum selbst entscheidet nun mit der Stärke des Applauses über den Sieger und es wird geklatscht, gepfiffen, geschrien und gestampft. Die Siegerin steht fest. Es werden aber alle Darsteller mit tosendem Applaus noch einmal geehrt. Schließlich geht es bei diesem Event mehr um ein schönes Miteinander und das Erfahren der Kunst als ums Gewinnen.

Nur Spaß an der Freude?

Diese Veranstaltung ist noch so viel mehr als „nur“ ein schöner Abend mit Freunden, ein Grund, sich mal wieder ein Glas Wein oder Bier zu gönnen, mal abzuschalten, sich vom Alltag abzulenken, mehr als reine Unterhaltung, denn Poetry Slams erfüllen auch eine soziale Funktion. Wie der Moderator Sebastian Geiger erzählt, könne man gesellschaftliche und hochpolitische Themen ansprechen und hätte dabei ein Publikum, das das auch unvoreingenommen aufnehme. Bei vergangenen Slams hätten auch Angehörige von Minderheiten, queere Leute oder auch farbige Künstler teilgenommen, die ihre Probleme und Themen mit auf die Bühne genommen hätten.

Ein Poetry Slam ist also auch ein Ort, an dem man sich als Teilnehmer emotional öffnen kann. Man hat eine Möglichkeit, zum Nachdenken anzuregen, aufzuklären und Toleranz zu schaffen.

„Also ja, es ist definitiv mehr als Unterhaltung. Aber es ist schön, dass es auch immer Unterhaltung ist“, beendet Herr Geiger seine Ausführungen.

Quellen:

https://www.sprechakt.de/

https://poetry-slam-essen.de/was-ist-poetry-slam/

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/poetry-slam

„Green Choice“ – Triff die richtige Wahl! – ein Interview

Dieses Jahr nahmen vier Schülerinnen des Gymnasiums Seligenthal in einem Team namens „Green Choice“ am Wettbewerb „Young Economic Summit“, kurz „YES!“, teil. „Green Choice“ erarbeitete ein Konzept zum Thema Umwelt, welches dem Team den zweiten Platz bescherte. Die Preisverleihung und ein Treffen mit Vertretern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz fanden diesen Dezember in Berlin statt. Die Teammitglieder Elena Strasser und Barbara Paintner sprechen im folgenden Interview über ihre Erfahrungen:

Was hat euch dazu bewegt, am Wettbewerb teilzunehmen? 

Elena:   

„Wir haben schon vorletztes Jahr beim ‚Ideen machen Schule‘-Wettbewerb mitgemacht und waren erfolgreich. Es gab also schon ein eingespieltes Team und ein Lehrer hat uns dann das ‚YES!‘ vorgestellt. Wir haben uns informiert und fanden alles ganz interessant, da es um aktuelle Themen geht. Deshalb haben wir sofort zugesagt und uns ein Konzept überlegt.“

Und wie lautet euer Konzept?                    

Elena:      

„Wir mussten einen Lösungsvorschlag zum Thema ‚Klima am Limit – Klimaschutz auf lokaler Ebene‘ finden. Anfangs dachten wir an etwas mit Energie-Sparen, was auch aktuell ist, aber das ist in der Umsetzung gescheitert. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, eine App zu entwickeln, mit der wir durch bewusstes Essen in Kantinen und Mensen den Klimaschutz fördern können. Ernährung macht nämlich fast 30 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks aus und vegane und vegetarische Gerichte sind oft umweltfreundlicher als Fleisch-Gerichte. Wir möchten einfach ein größeres Bewusstsein dafür schaffen, was gut und was schlecht für die Umwelt ist, und oft unattraktive, aber umweltfreundliche, Gerichte attraktiver machen.“

Wie genau funktioniert eure App?                                                                                                 

Barbara:

„Die App ist mit einer Mensakarte verbunden und hat mehrere Funktionen. Einerseits kann man die Gerichte bewerten und eine Rückmeldung dazu geben, was man sich wünschen würde, was man noch verbessern kann und was einem nicht so gut geschmeckt hat. Dann kann man abstimmen, was es in der nächsten Woche geben soll, damit die Lieblingsgerichte – natürlich die vegetarischen – öfters gekocht werden. Noch eine Funktion ist, dass man seinen eigenen CO2-Fußabdruck für die Gerichte, die man schon verzehrt hat, anschauen kann. Man kann auch Punkte sammeln, wenn man ein sehr CO2-armes Gericht kauft und bekommt dafür einen Rabatt.“

Ihr habt im Finale den zweiten Platz erzielt. Wieso war eure Idee so erfolgreich?

Barbara:

„Es gab viele andere Ideen, die sehr unrealistisch waren. Bei uns muss man zwar die App programmieren und das Konzept einführen, aber es ist möglich. Es waren auch Teams aus Amerika dabei und dort ist das Schulessen sehr ungesund, es gibt viel Fleisch und Frittiertes. Vor allem bei denen ist die Idee gut angekommen, weil sie sich das selbst in ihrer Kantine wünschen würden.“                                                     

Elena:

„Uns hat auch sehr geholfen, dass die Schul-Teams die anderen Teams bewerten und gerade für junge Leute ist Klimaschutz ein wichtiges Thema.“

War das Feedback der politischen Vertreter in Berlin auch so positiv?

Elena:

„Wir haben in Berlin relativ wenig Feedback bekommen. Aber sie waren von allen Ideen, weil es die besten waren, sehr angetan. Es kam auch Rückmeldung aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Sie meinten, dass sie es wichtig finden, bei der Ernährung auf Umweltschutz zu achten und dass sie versuchen, das in Kantinen so gut, wie es geht, umzusetzen.“

Wie sieht die Zukunft eures Projekts aus? 

Barbara:

Es ist schwierig, es persönlich umzusetzen. Es wäre sehr zeitaufwändig und man braucht gewisse finanzielle Mittel, um unsere App zu programmieren. Unser Plan war, dass eine Hochschule unsere App programmiert, aber die Studenten hatten kein Interesse. Wir würden jedoch unsere Idee zu Verfügung stellen, falls jemand die Zeit investieren und ‚Green Choice‘ unterstützen will.“

Der Zeitaufwand würde sich lohnen und ich wünsche euch, dass ihr Interessenten findet!