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(K)eingewöhnungsphase

Schwierigkeiten von Teenagern bei der Rückkehr in die Schule

E-Learning, Online Meeting, Video Conference, Webinar

7:50 am Morgen, der Wecker klingelt. Um 8:00 beginnt der Online-Unterricht, aber es ist schwer aus dem Bett zu kommen, weil man die Nacht davor wieder bis 3 Uhr nachts Netflix „gebinged“ hat. Im Unterricht wird aber sowieso nicht wirklich aufgepasst, da die Kamera nicht an ist und niemand kontrollieren kann, was man macht. Also wird während der Mathe-Stunde gegessen, in Musik aufgeräumt und in Physik wird die Serie weiter geschaut. Nachmittags widmet man sich auch nicht den Hausaufgaben, sondern spielt Videospiele, macht schlicht und einfach ein Mittagsschläfchen oder beschäftigt sich irgendwie anderweitig, bis es nachts wieder Zeit wird, weiter Netflix zu „bingen“. Ein Teufelskreis für Schüler und deren Leistungen.

So sah der Alltag vieler Jugendlicher in den letzten sechs Monaten aus. Man hatte kaum Kontakt mit seinen Freunden und war größtenteils auf sich allein gestellt, auch was das Mitlernen im Unterricht betrifft, denn die Motivation für die vielen Aufgaben komplett alleine zu finden und auch konstant zu behalten, ist sehr schwierig. Der Bearbeitungsumfang dieser Aufgaben fiel nicht nur während des vormittäglichen Unterrichts, sondern auch nachmittags oft eher gering aus, da viele davon nicht kontrolliert wurden und – sind wir mal ehrlich: wer verliert gerne Zeit durch, von Schülerseite aus gesehen, unnötige Dinge? Hinzu kamen oft Verbindungsprobleme, die den Unterricht zusätzlich erschwerten.

Daher sank die Leistung und Konzentrationsfähigkeit sehr vieler Schüler im Laufe des Lockdowns erheblich. Diese Folgen zeigen sich auch nach wie vor bei denen, die sich schon zurück im Wechsel- oder Präsenzunterricht befinden. Für Klausuren und Tests zu lernen, die nach dem langen Ausfall sehr gehäuft anfallen, fällt den meisten definitiv nicht leicht. Fast kein Lehrer zeigt Rücksicht mit den Schülern, indem er einen Test oder eine Stegreifaufgabe weniger schreibt, sie wollen alles nachholen. Zwar gab es zumindest am Gymnasium Seligenthal eine zweiwöchige Eingewöhnungsphase, in der keine schriftlichen Leistungsnachweise stattfanden, jedoch half diese den Schülern nicht viel, denn mündliche Noten wurden trotzdem erhoben und in wenigsten Fächern wurde das, was im Distanzunterricht gelernt wurde, wiederholt, obwohl bei den Schülern offensichtliche Lücken entstanden sind. Einzuschätzen, wie viel man lernen muss und wie lang man dafür braucht, ist mittlerweile zu einer Challenge geworden und funktioniert hauptsächlich auf gut Glück. „Es war sehr schwer wieder reinzufinden, ich habe das Lernen komplett verlernt“, sagt Elisabeth P., Schülerin der Q11 eines Gymnasiums.

Trotz dieser Schwierigkeiten ist der Druck sehr hoch, da nach wie vor, zumindest am Gymnasium, alle Noten zum Abitur zählen. Gleichzeitig hat man momentan auch kaum Ausgleich zum Schulstress, da Freizeitaktivitäten wie Shoppen oder ins Kino gehen nicht möglich sind. Also liegen die Gedanken der Schüler fast ausschließlich bei der Schule, was auch häufig dazu führen kann, dass man sich so überanstrengt, dass dadurch auch eine eher schlechte Note entstehen kann.

Aber schlussendlich sind die Schüler doch froh, zurück in der Schule zu sein. Die Freunde wieder zu sehen und mehr außer Haus zu kommen. Alles Schritte zur Rückkehr in das normale Leben vor der Pandemie, das hoffentlich bald wieder ganz möglich sein wird.